Meine erste Geburt in der Klinik
Zu Beginn meiner ersten Schwangerschaft verspürte ich ab dem Zeitpunkt an dem mir bewusst wurde, dass da wirklich ein Baby in meinem Bauch wächst, pure Panik. Panik davor, dass dieses Baby da nun auch wieder raus muss. Die Horrorgeschichten von Bekannten oder die Darstellungen in diversen Filmen von Geburten hatten in meinem Kopf alle Grundsteine für diese Angst gelegt.
Ich begann die verzweifelte Suche nach etwas um diese Panik einzudämmen und landete recht schnell bei „Die friedliche Geburt“ von Kristin Graf. Alles was sie in Ihren ersten Podcast-Folgen sagte klang für mich so logisch und ich resonierte sofort. Schwubs war der Kurs gebucht und ich übte fleißig die Hypnosen.
Meine Panik wandelte sich endlich in Vorfreude und nach einigen Wochen kam sogar der Wunsch nach einer Hausgeburt auf. Natürlich war es im 4 Monat eher unwahrscheinlich noch eine Hausgeburtshebamme zu finden. Ich bereitete mich also auf eine Klinikgeburt vor, die am besten so natürlich wie möglich verlaufen sollte. Meine kleine Tochter machte mir jedoch einen Strich durch die Rechnung.
Ich kam dank meiner Hypnosen sehr entspannt und mit 6cm Muttermundöffnung im Krankenhaus an. Die ersten 10 Stunden blieb ich in meiner Welt - atmete und visualisierte. Es wurde jedoch immer anstrengender. Als ich nach diesen 10 Stunden erschöpft nach meinem Muttermund fragte, der immer noch bei 6cm war kippte, meine Stimmung. Die Panik kam zurück und ich fiel aus meiner Hypnose. Die Schmerzen wurden immer heftiger und ich erhielt eine PDA (die nicht wirklich anschlug). Nach weiteren ca. 6 oder 8 Stunden mit 10cm Muttermund und einigen Presswehen dann die Hiobsbotschaft. Meine kleine hatte sich verkantet und die Herztöne werden schlechter. Ich fand mich kurz darauf im OP wieder. Den Kaiserschnitt empfand ich als schlimmer als die Stunden davor. Jeglicher Selbstbestimmung beraubt wurde an mir herumgezerrt und gerissen.
Dennoch - die Ärzte haben meine kleine gesund auf die Welt gebracht. Das war die Hauptsache.
Mein Resümee - „Die friedliche Geburt“ funktioniert. Jedoch habe ICH es in dem Klinikrahmen nicht geschafft. Und das die Spontangeburt BEL schief gehen konnte wusste ich auch. Manchmal ist man Machtlos.
Meine zweite Geburt daheim
Drei Jahre später wusste ich nach dem positiven Schwangerschaftstest sofort was ich will. Eine gute Freundin hatte mir Birgit empfohlen und meldete mich sofort bei ihr. Sie kam recht schnell zum Vorgespräch vorbei. Mein Mann war absolut nicht begeistert von der Idee mit der Hausgeburt und das besserte sich auch nicht als Birgit mit uns alle Risiken und Notfallpläne durchsprach.
Für mich war aber klar „DASS will ich. Zuhause schaff ich das!“
Für meinen Mann war klar „Ausreden kann ich ihr das nicht mehr“. Also begann er mich zu unterstützen obwohl er auf Grund meiner ersten Geburt nicht hinter dem Plan stand.
Auch in meiner zweiten Schwangerschaft übte ich die Hypnosen der „friedlichen Geburt“. Jedoch lange nicht so intensiv wie beim letzten Mal. Diesmal hatte ich, neben einer 3-Jährigen Tochter und der Fertigstellung des Eigenheims inklusive Umzug 2 Wochen vor der Geburt, auch gar nicht die Zeit gehabt. Ich füllte die Lücke mit Optimismus, Vertrauen auf meinen Instinkt und meinen Körper.
Mein kleiner Sohn machte es bis zum letzten Moment spannend. Erst war unklar ob es diesmal wieder eine BEL ist. Dann lag der Kopf zwar unten jedoch rutschte er nicht richtig ins Becken. Am Tag vor der Geburt kam Birgit Nachmittags bei mir vorbei. Dieser Termin sollte endlich klären ob es eine Hausgeburt wird oder nicht.
Die Nacht zuvor begannen schon leichte Wehen. Alle 10-15min bis Birgit mich um 14 Uhr untersuchte. Der Muttermund war noch vollständig verschlossen aber der Kopf des kleinen war endlich ins Becken gerutscht. Er hing leider noch etwas ungünstig an meinem Schambein, aber Birgit meinte es könnte trotzdem klappen. Ich bekam also meine Hausgeburt. Vermutlich hat die sich ausbreitende Freude und Erleichterung meinen Kleinen zum Startschuss animiert, denn die Senkwehen wandelten sich über den Nachmittag in richtige Wehen. Ich schrieb Birgit gegen 16 Uhr, dass sie wohl am gleichen Tag nochmal kommen müsse und zog mich mit meinen Kopfhörern in das „Geburtszimmer“ zurück. Von da an veratmete ich meine Wehen und von Zeit zu Zeit, wenn meine kleine Tochter hereinkam, tauchten ich kurz aus meiner Welt auf und sagte ihr das Mama Bauchweh habe und Ihre Ruhe brauche. Gegen 19:30 waren die Wehen langsam schneller und intensiver. Wir brachten noch gemeinsam unsere Kleine ins Bett und dann sagte mir mein Gefühl ich solle Birgit anrufen.
Eine Stunde später gegen 21:30 ca. war sie dann da und es kam meine erste Ernüchterung - Muttermund 1,5cm und vermutlich dauert es noch bis in die Morgenstunden. Birgit meinte jedoch, dass sie auf Grund der langen Anfahrt lieber bei uns auf dem Sofa bleibt anstatt zurück zu fahren. Darüber war ich unendlich erleichtert. Muttermund hin oder her - mein Gefühl sagte mir „Es dauert nicht mehr lange“.
Gegen viertel vor 11 lag ich also wieder alleine auf meiner Matratze und atmete und lauschte der beruhigenden Stimme von Kristin Graf, die mich immer wieder daran erinnerte was ich zu tun hatte. Mein Mann war bei unserer kleinen Maus im Bett und Birgit auf dem Sofa. Ich visualisierte im Kopf immer wieder wie das Köpfchen meines Sohnes vom Schamknochen runterrutscht, ganz tief ins Becken. Zudem atmete ich jeder Wehe entgegen und stellte mir vor wie der Muttermund sich öffnet. Es war etwas über eine Stunde später als meine ersten Zweifel aufkamen.
Die Wehen waren so intensiv und so häufig, dass ich es fast nicht mehr aushielt. Und so sollte das noch bis in die Morgenstunden gehen?! Ich dachte nur: „Scheisse - das schaff ich nicht. Ich will eine PDA oder irgendwas. Diese Hausgeburt war die dümmste Idee, die ich je hatte“
Ich rief nach Birgit und sagte ihr, dass ich es alleine grad nicht schaffe. Sie setzte sich zu mir, beobachtete mich. Nach dem Muttermund durfte sie jedoch in dem Moment nicht gucken. Ich hatte zu viel Angst vor dem Ergebnis.
In Ihrem Beisein entledigte ich mich recht schnell meiner Kopfhörer. Ich brauchte die Hypnosen nicht mehr da mich jetzt Birgit mit ruhiger und entspannender Stimme daran erinnerte was ich tun sollte und mich anleitete.
Birgit erkannte sofort die erste Presswehe als sie kam und bat mich nun doch nach dem Muttermund sehen zu dürfen. Er war offen. Sie bot mir an meinem Mann zu holen doch ich wollte sie in diesem Moment nicht gehen lassen. Gott sei dank hörte mein Mann die Töne, die ich mit den Presswehen von mir gab, und tauchte einige Minuten später von selbst auf.
Es fühlte sich so intensiv an und ich hatte das Gefühl mich zerreißt es bis Birgit sagte, dass der kleine gerne kommen möchte aber meine Liegeposition ungünstig ist. Sie und mein Mann halfen mir auf die Knie zu kommen. Kurz darauf platzte mit einer Wehe meine Fruchtblase und mein Kleiner kam wenige Minuten später um 0:54 mit einer Presswehe auf die Welt.
Ich ließ mich zur Seite sinken. Mein Akku war leer. Aber da war er mein süßer Kleiner und mein Mann durfte die Nabelschnur durchschneiden. Sie war leider zu kurz um ihn mir vorher schon auf die Brust zu legen.
Die nächsten Stunden verliefen wunderbar ruhig. Birgit wartete auf die Nachgeburt und lies uns danach ein bisschen Raum während sie Ihren Bericht schrieb.
Später beobachtete sie noch ob der Kleine trank, untersuchte ihn kurz, nähte mich mit zwei Stichen und ging mit mir zur Toilette. Wir tauschten das Laken der Matratze aus und nachdem Birgit uns verlassen hatte blieben wir zu dritt einfach liegen. Es war total friedlich.
Und meine Kleine Maus wachte gegen 7 Uhr auf und hatte von dem Ganzen gar nichts mitbekommen. Wir konnten Ihr dann in Ruhe zuhause ihren kleinen Bruder vorstellen.
Im Nachhinein weiß ich: Ich hatte es an dem Punkt an dem ich Angst bekommen habe fast geschafft und somit hat mein Körper mir nur genau die Dosis zugemutet, die ich auch verdauen kann. Mein Gefühl war die ganze Zeit richtig.
Für mich war die Hausgeburt die richtige Entscheidung gewesen.
Danke Birgit für die Ruhe, die du in diesem Moment in den Raum mitgebracht hast und dass du mir geholfen hast meine Kraft wieder zu finden.