Die Geschichte einer langen kraftvollen Geburt

 

 

 

 

 

Vorüberlegungen in der Schwangerschaft

 

Ich wusste eigentlich schon immer, dass ich, wenn ich einmal ein Kind bekommen würde, mir eine Hausgeburt wünsche, auch wenn ich immer offen blieb für die Plan-B-Variante Klinik. So suchte ich aber gleich zu Beginn der Schwangerschaft nach einer Hausgeburtshebamme. Das war aufgrund der bei uns vielen offenen Fragen gar nicht so einfach. Mein Partner und ich arbeiteten an zwei völlig verschiedenen Orten und führten eine Fernbeziehung über 200km. Wir versuchten erst mit der Schwangerschaft eine räumliche Lösung für die Zeit nach der Geburt zu finden. Damit war aber noch nicht ganz klar, wo wir zur Geburt überhaupt wohnen würden. Es deutete sich jedoch an, dass es in den Bereich des Rieses gehen würde und ich fragte daher bei Birgit bezüglich einer Hausgeburt an. Schön war, dass Birgit bereit war uns trotz des für sie sehr langen Anfahrtsweges zu betreuen und uns auch die Flexibilität signalisierte, dass wir ihr erst zu einem späteren Zeitpunkt klar zusagen müssen.

 

Mit diesem Wissen und Vertrauen, dass Birgit unsere Geburt betreuen würde, konnte ich dann durch eine Schwangerschaft gehen, die zwar nicht immer komplikationslos verlief, aber dennoch sehr schön war. Und ja, auch eine Hausgeburt in einer Wohnung noch voller Umzugskisten ist möglich;)

 

 

 

Wehenbeginn

 

Als ich am Mittwochabend mit meinem Bruder telefonierte, fragte mich dieser, ob ich bereit sei für die Geburt. Ich erzählte ihm, dass ich tatsächlich in den vergangen Tagen den Schritt gegangen war mich von der Schwangerschaft zu verabschieden. Ich fühlte mich in den letzten Wochen der Schwangerschaft einfach sehr fit und energiereich, genoss meinen schönen Babybauch und auch die Freiheit, das Baby im Bauch gut versorgt zu wissen. Ich war nach einer im ersten und zweiten Trimester der Schwangerschaft nicht immer ganz unkomplizierten Schwangerschaft einfach so glücklich über diesen wunderschönen Zustand der Schwangerschaft in dem ich mich so rundum wohl fühlte. Also musste ich erst einen Abschiedsprozess durchlaufen um loslassen zu können. Dies gelang mir auch mit den Tipps von Birgit dann ganz gut. Zu meinem Bruder meinte ich im Telefonat an diesem Abend nun, ich sei bereit, aber erst ab Freitag. Mein Mann war nämlich noch bis Freitag in der Arbeit und wollte bis dahin seine dortige Wohnung (100km entfernt) ausräumen und übergeben.

 

Aber noch an diesem Tage mit dem ins Bett gehen, bemerkte ich, dass es regelmäßige Wehen gab. Waren dies nun keine Übungswehen mehr, sondern echte Wehen? Ich horchte in meinen Körper hinein. Und tatsächlich kam regelmäßig alle 5 min eine Wehe. Alles noch gut aushaltbar. Eher wie Menstruationsschmerzen, aber doch so, dass ich in keinen Schlaf fand. Zwischen 3 Uhr und 5 Uhr morgens konnte ich dann aber doch mit Unterbrechungen etwas in den Schlaf sinken. Mir war durchaus bewusst, dass Schlaf wichtig ist, um die Kraftanstrengungen der Geburt zu meistern. Das er aber so wichtig werden würde, da ich noch lang auf weiteren Schlaf warten werden müsste, war mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht bewusst. Am frühen Morgen war ich mir dann maximal sicher, die Geburt stand an. Da ich mich in der Schwangerschaft mit den Hypnosen der „Friedlichen Geburt“ vorbereitet hatte, begann ich nun auch verschiedene Hypnosen zum Geburtsbeginn anzuhören und schließlich auch die Geburtshypnose. Kern der Hypnosen ist es sich in tiefer Entspannung zum eigenen „sicheren Ort“ zu begeben und die Öffnung des Muttermundes zu visualisieren. Am Morgen informierte ich dann auch meinen Mann. Er hat dann in Windeseile in wenigen Stunden noch seine gesamte Wohnung übergabefertig geputzt, letzte Umzugskisten geladen, spontan die Wohnungsübergabe organisiert und sein Büro an der Arbeit geräumt, so dass er dann am Nachmittag bei mir war. Ich nutzte die Zeit um Energien zu sparen, lag im Bett und veratmete die Wehen unter ständigem Hören der Hypnose.

 

 

 

Die Wehen werden intensiver

 

Am frühen Nachmittag des Donnerstags so gegen 13 Uhr verkürzte sich der Wehenabstand von allen fünf Minuten auf alle zwei bis drei Minuten. Ich telefonierte zum ersten Mal mit Birgit. Diese meinte, wenn ich noch so munter telefonieren kann, passt alles und ich solle mich am Abend nochmal melden. Und tatsächlich trat abends eine Änderung ein. Die Wehen wurden deutlich stärker und intensiver. Birgit meinte im Vorfeld, sie gehe heute so um 22 Uhr ins Bett. Durch dass die Wehen intensiver wurden, beschloss ich dann, sie um kurz vor 22 Uhr nochmals anzurufen und zu informieren. Birgit machte sich daraufhin auf den Weg und traf dann Donnerstagnacht bei uns ein. Zu diesem Zeitpunkt war ich gerade in unseren Geburtspool gestiegen und feierte das entspannende warme Wasser. Die Wehen wurden ein wenig angenehmer und vor allem konnte ich in den Pausen besser entspannen.

 

 

 

Langsame Muttermundsöffnung

 

Durchaus ziemlich ernüchtert musste ich dann jedoch feststellen, dass nach 24 Stunden regelmäßiger und zu diesem Zeitpunkt bereits intensiver Wehentätigkeit der Muttermundbefund bei gerademal 1 cm lag. Birgit und ich hofften aber einfach mal, dass ich eine der Frauen war, bei denen sich zwar lang nichts tat und sich dann der Muttermund plötzlich sehr schnell öffnete, schließlich waren die Intensität meiner Wehen eigentlich nicht typisch für diese geringe Muttermundöffnung. Mein Mann und Birgit kümmerten sich die Nacht abwechselnd um mich und unterstützten mich großartig während den Wehen. Jeder von Beiden hatte aber auch die Gelegenheit sich ein wenig zurückzuziehen und zu etwas Schlaf zu kommen. Am frühen Morgen dann aber die weitere Ernüchterung. Trotz sehr intensiver Wehentätigkeit, die regelmäßig alle zwei Minuten kamen, lag der Muttermundbefund nun bei lediglich 1,5 cm. Sechs weitere Stunden seit der ersten Überprüfung und wieder nur einen halben Zentimeter mehr – ich war frustriert. Zumal ich durch die Hypnosen nun seit mehr als 24 Stunden im Dauermodus die Muttermundöffnung visualisierte, aber dies scheinbar nicht zu bringen schien. Ich wusste nicht mehr so recht weiter. Das mit der Hypnose auf den Ohren lies ich auf jeden Fall mal sein. Es schien noch eine längere Angelegenheit zu sein. Birgit besprach mit mir wie meine energetischen Ressourcen seien. Es war klar, dass Birgit nicht länger dableiben konnte, da sie auch selbst auf ihre Ressourcen achten musste (zumal bei ihr zusätzlich noch zwei weitere Hausgeburten zur Betreuung anstanden). Der Wechsel in die Klinik war plötzlich ein Thema. Aber tief in mir war ich mir stets klar, dass meine Energie schon noch ausreicht. Ich wollte nicht in die Klinik, ich wollte diese Hausgeburt und war mir tief in mir auch sicher, dass ich sie schaffe. Besonders schön, fand ich auch, dass mich mein Mann darin unterstützte und meinem Gefühl vertraute, dass ich das schaffen werde. Und dennoch war ich zu dem Zeitpunkt auch leicht verzweifelt und ratlos. Was könnte ich denn noch tun um endlich auch eine Wirkung am Muttermund zu erreichen? Birgit fuhr nach Hause und wir vereinbarten, dass sie gegen 13 Uhr Nachmittags wiederkommen würde. Die nächsten Stunden meisterte ich zunächst zusammen mit meinem Mann. Ich versuchte nun auch bestmöglich zwischen den zugegebenermaßen sehr kurzen Wehenpausen im Geburtspool auf seinem Armen etwas wegzuschlafen um nach der quasi zweiten schlaflosen Nacht mich ein wenig zu erholen. Am frühen Freitagmorgen rief ich dann meine Schwägerin, die ebenfalls Hebamme von Beruf ist, an und fragte sie um Rat. Sie motivierte mich und machte mir Mut, dass bei Erstgebärenden es durchaus normal ist, dass der Muttermund Zeit lässt sich zu öffnen und gab meinem Partner noch den Tipp auf den Weg bei den Wehen mein Becken zu rütteln, um für mich die Wehen wenigstens ein bisschen angenehmer zu halten. Meine Schwägerin und mein Bruder, haben angeboten, dass sie, zur Unterstützung zu uns kommen  können, allerdings mit gut zwei Stunden Anfahrt. Dankbar nahm ich das Angebot an und das Wissen, dass weitere Unterstützung auf dem Weg war gab mir viel neue Kraft. Ich hatte wieder die klare Hoffnung die Geburt zu meistern, das durchgehende massieren und „schütteln“ meines Beckens durch meinen Mann half mir auch enorm. Ich war wieder guter Dinge, dass sich am Muttermund doch endlich mal was tun würde. Gegen Mittag waren dann meine Schwägerin, mein Bruder und mein kleiner Neffe da. Meine Schwägerin unterstützte mich ab diesen Zeitpunkt. Am frühen Nachmittag kam dann auch Birgit wieder dazu. Und juppiyeah. Der Muttermund hatte sich auf fünf Zentimeter geöffnet. Inzwischen konnte ich meine Muttermundöffnung auch selbst sehr gut bei mir tasten. Birgit fuhr wieder und wir vereinbarten, dass wir uns melden würden, wenn die Geburt anstand. Währenddessen war ich durch meine Schwägerin und meinen Mann bestens betreut. Ich wechselte immer wieder zwischen Pool und Vierfüßlerstand vor dem Bett in unserem Wohnzimmer.

 

 

 

Letzte Phase der Geburt

 

Am späten Nachmittag dann der Blasensprung und auch die Wehen veränderten sich nochmal. Der Muttermund war vollständig geöffnet. Aber ich hatte nochmal eine letzte Klippe zu nehmen. Eine dicke Muttermundlippe lag noch vor dem Köpfchen. Dies hieß nun die einsetzenden Presswehen möglichst vollständig zu veratmen. Ein sehr schwieriges Unterfangen, ich schimpfte ein bisschen und hatte keine Lust mehr. Birgit kam nachdem wir sie angerufen hatten wieder und versuchte die Muttermundlippe wegzumassieren. Nicht angenehm, aber sie wurde kleiner und kleiner, bis sie schließlich nicht mehr vorhanden war. Endlich konnte ich wieder zurück in den warmen Geburtspool. Und was für ein Glücksgefühl endlich den Presswehen nachgeben zu dürfen und das kindliche Köpfchen herausschieben zu dürfen. Natürlich fühlt man den „Ring of Fire“. Wie alles spannt, man denkt noch über Geburtsverletzungen nach, aber es ist dir in diesem Moment egal. Hauptsache dieses Kind wird nun endlich geboren. Die Presswehen fühlen sich produktiv an und sind voller Vorfreude. Wie verrückt, dann das Köpfchen schon zu spüren. Als das Köpfchen da war, musste ich den Pool nach Aufforderung von Birgit etwas eilig verlassen. Wie Birgit mir hinterher erklärte, kam grünes Fruchtwasser. Und so bin ich für die Geburt und das ankommen noch auf das hastig vorbereitete direkt daneben stehende Bett und gebar dort im Vierfüßlerstand noch die Schulter und der restliche Körper und schwupps lag unser Sohn unter mir. Ich habe ihn sogleich in die Arme genommen und empfand einfach nur mehr pures Glück. Es kam direkt noch eine größere Menge Koagel und Blut. Die Plazenta kam dann ca. 1 Stunde später hinterher. Sie lag einfach noch im Bauchraum und als ich mich ein wenig bewegte und presste, war sie dann doch gleich da. Am Freitagabend war damit die Geburt gemeistert. Dann war noch meine Wundversorgung dran. Das war dann halb so wild. Wir kuschelten, der Kleine trank und schlief.

 

 

 

Rückschau auf eine stärkende wunderbare Geburt

 

Insgesamt war es eine wirklich lange und fordernde Geburt mit 44 Stunden kontinuierlichen Wehen und einer sehr langsamen Muttermundöffnung. Die Methode der friedlichen Geburt hat mir aber zu Beginn der Geburt geholfen bei mir zu bleiben und meine Kraftressourcen gut aufzusparen, das Tönen, das Tuch an den zwei Haken an der Decke – einmal über dem Pool und einmal frei im Raum - und das Atmen hat Kraft in die Wehen gelegt und der Geburtspool war goldrichtig für die Entspannung (wenn auch für meinen Mann im Vorfeld und Nachgang der Geburt arbeitsaufwändig). Und ja das Beste war mein großartiges Geburtsteam mit meinem Mann, der stets an meiner Seite war und sich massagetechnisch und auch sonst in vielerlei Hinsicht richtig ins Zeug gelegt hat, meiner Schwägerin mit meinem Bruder und Neffen, die extra weit angereist sind und die perfekte Unterstützung im richtigen Moment waren, sowie natürlich Birgit, die diesen langen Geburtsweg so wundervoll begleitet hat. Insofern blicke ich voll Dankbarkeit und Demut auf die zwar lange, aber sehr positive Geburt zurück. Unser kleiner Bub hatte so einen wundervollen Start ins Leben, so wie ich mir immer erhofft hatte es ihm geben zu können. Ich war danach durchaus Stolz auf uns – auf mich, meinen Mann und unseren Sohn, dass wir das so gut gemeistert haben. Es war einfach eine schöne kraftvolle Geburt, die auch mir meine Kraft und Stärke zeigte. Ein bestärkendes Gefühl, dass mich auch auf meinem weiteren Lebensweg begleiten wird.

 

Danke liebe Birgit für das Ermöglichen dieser wunderbaren Geburtserfahrung!

 

 

 

 

Ich komme gerne auch zu Ihnen
Ich komme gerne auch zu Ihnen

Birgit Landwehr

Hebamme

MSc Salutophysiologie

Bindungs- und Ressourcenstärkung in Ausbildung

Lochenbach 10

86736 Auhausen

09082-911747

email: birgit@hebammenpraxis-landwehr.de